Abbildungsqualität multifokaler (bifokaler) IOL
Erläuterungen
Im folgenden sind die Messergebnisse bifokaler oder auch multifokaler Intraokularlinsen (IOL) aufgeführt. Alle Messungen erfolgen mit dem am Institut entwickelten Messstand nach EN/ISO 11979-2 [ISO11979]. Die zu testende IOL wird dabei gemäß ISO unter in-vivo-ähnlichen Bedingungen innerhalb eines Kunstauges im Wasserbad betrieben, welches das übrige Auge (Cornea und Kammerwasser) simuliert.
Jede Linse wird im allgemeinen in zwei Brechkräften (i.d.R. +13dpt. und +26dpt, oder nächstliegender Wert des Herstellers) vermessen, um die Einflüsse von sphärischen Aberrationen sichtbar zu machen. Aufgeführt sind pro vermessener Linse eine Grafik der vermessenen MTF sowie der Wert des Strehl Ratio (Vergleich zwischen gemessener IOL und beugungsbegrenzter idealerer IOL) sowie des ISO Kriteriums (Modulation bei 100 Linienpaaren/mm). Erläuterungen zu den im folgenden aufgeführten Grafiken finden Sie unter Qualitätskriterien.
Besonderheiten bei bifokalen IOL
Um die Akkomodation der natürlichen Linse (Anpassung ihrer Brechkraft auf die Entfernung des betrachteten Objektes um eine Nah- bzw. Fernsicht zu ermöglichen) nachbilden zu können, besitzen multifokale IOL mehrere Fokusse. Im Falle der IOL üblicher Weise zwei Fokusse, weshalb auch von Bifokallinsen gesprochen wird. Dementsprechend können zwei Schärfebereiche (z.B. Schärfeebene bei 50cm und Scharfstellung bei mehr als 5m Abstand zum Objekt) gleichzeitig scharf abgebildet werden.
Erkauft wird diese Fähigkeit durch die ebenfalls gleichzeitige unscharfe Abbildung der jeweils anderen Bildebene. In der PSF zeigt sich dies in einem deutlich erhöhten Streulichtanteil (Lichthof) um den jeweils primären Fokuspunkt. Da die Energie des jeweils unscharfen Fokus sich auf eine vergleichsweise große Fläche verteilt, steigen die Werte bei niedrigen Ortsfrequenzen (Wert 0 und 1) deutlich an. Oft werden die Intensitäten der beiden Fokusse zur Unterstützung des bildverarbeiteten neuronalen Netzes des Gehirns asymmetrisch aufgeteilt (z.B. 70% zu 30%), was zu zwei unterschiedlich ausgeprägten Steulichtanteilen und somit zu unterschiedlich erhöhten Peaks bei der Ortsfrequenz = 0 führt [Akutsu93].
Die Abbildungsqualität bifokaler IOL ist aus obigen Erwägungen, im Vergleich zu einer optimalen, monofokalen Linse, schlechter. Bei modernen bifokalen Designs ist sie allerdings gerade bei größeren Brechkräften durchaus vergleichbar mit der einer monofokalen Linse mit deutlicher sphärischer Aberration.
Liste der untersuchten IOL
Hersteller | IOL Typ | vermessene Brechkräfte |
*Acri.Tec | *Acri.Stil.Twin 733D (Twinset) | +26dpt. |
Detaillierte Meßergebnisse
Acri.Tec - *Acri.Stil.Twin 733D
733D Nahfokus, 26dpt. | 733D Fernfokus, +26dpt. |
Strehl Ratio: 0,64 ISO Kriterium: 0,43 Energieanteil: 70% |
Strehl Ratio: 0,24 ISO Kriterium: 0,15 Energieanteil: 30% |
Kontakt
Prof. Dr. rer.nat. Wilhelm Stork
Tel. 0721 / 608 - 42510, wilhelm.stork∂kit.edu